Agilität ist in der modernen Arbeitswelt zum Schlagwort geworden. Unternehmen preisen agile Methoden als Lösung für nahezu alle Herausforderungen: schneller, flexibler, kundenorientierter. Doch während Agilität viele Vorteile bietet, gibt es auch eine Schattenseite: Wenn Agilität als Vorwand genutzt wird, um fehlende Struktur, unklare Verantwortlichkeiten oder mangelnde Planung zu rechtfertigen. In diesem Artikel beleuchten wir die Gefahren einer falsch verstandenen Agilität und wie Unternehmen sicherstellen können, dass Agilität wirklich zur Effizienzsteigerung beiträgt – statt zum Chaos.  

Agilität als Ausrede für Planlosigkeit 

Die dunkle Seite der Agilitat„Wir arbeiten agil, deshalb brauchen wir keine langfristige Planung!“ Diesen oder ähnliche Sätze hört man immer wieder. Dabei wird oft übersehen, dass Agilität keineswegs bedeutet, auf Planung zu verzichten. Stattdessen erfordert sie eine durchdachte, iterative Planung, die regelmäßig angepasst wird. Unternehmen, die das missverstehen, tappen schnell in eine Falle: Anstatt Agilität als Methode zur Optimierung zu nutzen, lassen sie Teams ohne klare Richtung arbeiten. Das führt nicht zu mehr Flexibilität, sondern zu Unsicherheit und Ineffizienz. 

Ein weiteres häufiges Problem ist die Verwässerung von Rollen und Verantwortlichkeiten. In klassischen Organisationen sind Hierarchien und Zuständigkeiten klar definiert. Agile Teams sollen selbstorganisiert arbeiten, doch das bedeutet nicht, dass jeder für alles zuständig ist. Fehlt es an klaren Zuständigkeiten, entstehen Lücken in der Entscheidungsfindung und Aufgaben bleiben unerledigt. Ein gutes agiles Team zeichnet sich durch klare Rollen aus: Der Product Owner sorgt für die richtige Priorisierung, das Entwicklungsteam organisiert sich selbst innerhalb des definierten Rahmens, und der Scrum Master unterstützt den Prozess. Wenn diese Rollen nicht klar definiert sind oder nicht ernst genommen werden, führt dies zu ineffizienten Arbeitsabläufen. 

Wenn Agilität zu Rechtfertigungen führt 

Einige Unternehmen nutzen den Begriff „agil“, um mangelnde Planung oder unzureichende Führung zu kaschieren. Dies äußert sich unter anderem in folgenden Situationen: 

  • Fehlende Strategie: Statt eine Vision zu entwickeln, wird improvisiert und kurzfristig reagiert. 
  • Mangelnde Dokumentation: Notwendige Informationen werden nicht festgehalten, mit der Begründung, dass „alles im Fluss bleibt“. 
  • Unklare Prioritäten: Teams arbeiten an ständig wechselnden Themen, ohne einen klaren Fokus. 
  • Fehlende Unterstützung durch das Management: Führungskräfte ziehen sich mit der Begründung zurück, dass sich agile Teams ja „selbst organisieren“. 

Diese Fehlinterpretationen führen dazu, dass Agilität nicht mehr als produktive Arbeitsweise, sondern als Deckmantel für chaotische Strukturen dient. 

Wie echte Agilität funktioniert 

Damit Agilität nicht zur Falle wird, sondern tatsächlich zur Effizienzsteigerung beiträgt, sollten Unternehmen folgende Prinzipien beachten: 

  1. Klare Rahmenbedingungen schaffen: Agilität funktioniert nur, wenn Teams innerhalb definierter Leitplanken arbeiten. Klare Ziele und eine übergeordnete Strategie sind essenziell. 
  1. Verantwortlichkeiten definieren: Selbstorganisation bedeutet nicht, dass niemand Verantwortung trägt. Teams brauchen klare Rollen und Entscheidungswege. 
  1. Strukturierte Planung beibehalten: Agile Planung ist flexibel, aber nicht willkürlich. Sprint-Planning, Backlogs und regelmäßige Reviews sorgen für Orientierung. 
  1. Führung und Unterstützung durch das Management: Agile Teams benötigen Unterstützung, Coaching und klare Erwartungen von Führungskräften. 
  1. Agilität nicht als Dogma, sondern als Werkzeug begreifen: Agilität ist kein Selbstzweck. Sie sollte immer ein Mittel zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der Ergebnisse sein. 

Fazit: Agilität bewusst und strukturiert einsetzen 

Agilität ist ein mächtiges Werkzeug, das Unternehmen helfen kann, flexibler und effizienter zu arbeiten. Doch wenn Agilität als Ausrede für mangelnde Struktur, fehlende Planung oder unklare Zuständigkeiten genutzt wird, führt sie nicht zu besseren Ergebnissen – sondern zu Frustration und Chaos. Erfolgreiche agile Organisationen verstehen, dass Agilität nicht den Verzicht auf Planung bedeutet, sondern eine neue Art der strukturierten Zusammenarbeit erfordert. Wer das erkennt, kann Agilität als echten Erfolgsfaktor nutzen – ohne in die typischen Fallen zu tappen. 

 

Daniel Beckmann
Autor:in: Daniel Beckmann
Daniel Beckmann: Coach und Trainer im agilen und klassischen Projektmanagement, IT-Enthusiast und Unterstützer werteorientierter Unternehmenskultur.

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